Kapitel 1

„Pardon? Du willst mich ernsthaft feuern, Eiden?“, entgegnete sie entrüstet, ihre Stimme zitterte vor Empörung. Ihre Augen weiteten sich, und sie spürte, wie ein flaues Gefühl in ihrem Magen aufstieg. Sie klammerte sich an die Tischkante, als würde ihr diese einfache Geste helfen, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren.
    „Mir sind die Hände gebunden, Ava.“ Eiden saß neben einer streng dreinblickenden Frau aus der Personalabteilung, deren durchdringender Blick Ava das Gefühl gab, beobachtet, ja sogar bewertet zu werden. Hier ging es um mehr als eine schlichte Unterhaltung. Ihre Präsenz saß wie ein bleischweres Gewicht auf Ava. Sie musste atmen.
    „Das darf nicht wahr sein“, flüsterte sie keuchend, ließ die Tischkante los, rief sich zur Ordnung und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte. Sie saß zum wiederholten Male in Eidens Büro, kannte es in- und auswendig. 
    „Weshalb?“, fragte sie verwundert.
    „Ava, hör zu.“
    War das ein sanfter Unterton in Eidens Stimme? Bisher hatte er sie fast ausschließlich mit seiner kühlen Chefstimme angesprochen, distanziert, ohne jede Gefühlsregung. Vor sechs Monaten hatte er ihre Beziehung beendet – abrupt und ohne Vorwarnung. Seitdem hatten sie nur das Nötigste miteinander gesprochen, ausnahmslos über die Arbeit. Seine knappe Begründung, keine Zeit für eine Beziehung zu haben, hallte noch immer in ihrem Kopf nach, wie ein Schatten, der sie nicht losließ. Gerade jetzt drängte sich dieser Gedanke erneut in ihr Bewusstsein.